Grillen zirpen, zurück versetzt um Jahrzehnte, alte Gebäude, friedliche Bilder… wie trügerisch. Zum Einstimmen für den Clip hier klicken. Man …Weiterlesen →
Man kann also pauschal sagen, dass die Sizilianer schon immer viel mit dem edlen Tier Pferd anzufangen wussten. Wobei es uns beim Gourmand-Trip eigentlich nur ums Fleisch ging. Gehört dort zum Speiseplan wie bei uns… immer diese Gleichnisse… der Sonntagsbraten? Was ich meine: Etwas das oft, aber nicht zu häufig gegessen wird. Zur Erinnerung:
Gourmand-Trips
, die Raum lassen für Örtliches, Kulturelles und zum Entspannen. Zentral steht natürlich Plancha und so hat jedes Modul hat ein Kernthema und eine Stilrichtung. Auf Papier an sich recht leicht ausgearbeitet, in der Realität kamen wir letzten Monat dabei ordentlich in Schwitzen. Sicher, auch wegen der sizilianischen Temperaturen um die 22 Grad, aber vor allem, weil die Sizilianer einfach unberechenbar sind.
Ich hatte bei der Begrüßung vorgewarnt: Alles was mit uns direkt zu tun hat, läuft nach „deutscher Zeit“, d. h. pünktlich; zu befürchten sei hingegen sizilianische Zeitrechnung bei einheimischen Programmpunkten. So war’s dann auch, verschlossene Türen wohin man ging, wobei man uns wenigstens weder in der Cantina noch in der Burg vergaß, da war man einfach nur etwas länger in der Mittagspause. Das waren auch die Bestandteile, bei denen Chris morgens alles richtete: Das Ambiente, Food-Display, eigene Vorbereitungsstation für jeden Teilnehmer, Reinigungsinsel zum Spülen und Händewaschen usw.
Einerseits waren da also unsere Teilnehmer, kurz genannt Kundenkreis 1. Andererseits waren da dann auch immer diejenigen, die ihr Gelände zur Verfügung stellten und die natürlich neugierig waren und zum Dank a la Plancha-Essen bekamen – Kundenkreis 2. Völlig verschiedene Segmente mit völlig verschiedenen Bedürfnissen, aber einig in Motivation und Aufgeschlossenheit Und so grätscht man, kennt ihr ja alle, balancieren zwischen zwei Stühlen. Meine gewussten Aufgaben K1: Plancha-Infos geben und Englisch-Deutsch dolmetschen. K2: Plancha-Infos geben. K2 zeigte sich als etwas gesprächsintensiver im Bedarf, Dummerle, hätte ich mir denken können, sind ja schließlich Italiener. So schwebte ich zwischen K1 und K2, delegierte Mitarbeiter 1, 2 und 3 (spürt ihr, wie ich mich rechtfertige?), und bekam im Ganzen natürlich nicht alles mit (verteidige mich jetzt schon).
Es war total super, Weinprobe, die nahtlos in den Plancha-Kurs überging bzw. weiter anhielt, tolle Stimmung, gutes Essen, rundum nette Leute…hört ihr die Grillen zirpen?…langsames Erwachen und Päng!, das Wissen, dass etwas anders als normal ist. So deutlich wie der blutende Pferdekopf im Bett war die Erkenntnis „wir müssen hier weg“. Der Kurs war ohnehin im Abschluss, also ging’s nur noch darum, das Ganze zu beschleunigen, Widerstände zu überwinden, und dabei das Lächeln nicht zu vergessen.
Unfehlbare Intuition. Am nächsten Tag fuhr ich also vor, von wegen Small-Talk, es ging gleich auf den Punkt: Ich hatte beleidigt. Eine unsichtbare Grenze überschritten. Im Deutschen ist das „ich“ leicht definiert. Da in Sizilien „ich“ jeden mit einschließt, der zu mir gehört, ist’s wie Fremdschämen, nur direkter. Und fataler. Zur Eindeutigkeit: Kein Kursteilnehmer hatte daneben gegriffen, wir Deutschen sind fein raus bzw. auch künftig gern gesehene Gäste. Und für jeden, der Chris kennt: Er war’s auch nicht. Wer’s war, spielt jetzt keine Rolle, das Missverständnis ist mittlerweile beigelegt und geordnet, aber diese Dramatik, liebe Leser, dieses Drama will ich euch nicht vorenthalten. Da spielte sich die ganze Bandbreite ab: Stille Blicke aus der Belegschaft/Familie, Du-hast-mich-beleidigt, von Entehrung war die Rede, Tränen flossen, es wurde wortreich gestikuliert, Horror-Szenarien beschrieben, Toten gedankt, Erklärungen geboten, Entschuldigungen vom Oberhaupt bezeugt – ein ganzer Film ließe sich da drehen, völlig mühelos. Uff, ich war völlig fertig und Leut‘, wie mir die Knie zitterten, als es zur Burg ging mit Pferdefleisch auf dem Programm! Und Hase, den ich an diesem Tag viel lieber gespielt hätte, wobei, schaut ihn euch an, vielleicht war ich das auch.
Racalmuto – Rahl al-mudd, von den Arabern als Tal des Todes benannt, ein Dorf mit 8,000 Einwohnern, also wer mal Lust auf Abenteuerurlaub hat, geht da hin. Mit einem ruchlosen Conte in den Annalen, der sich die Jungfrauen in der Prima Nocta aneignete, Saraszenengräbern, eins der schönsten Theater Siziliens aus dem 19. Jahrhundert, und wo der Kaffee noch 1 Euro kostet, sicher auch außerhalb eines Gourmand-Trips eine Reise wert. Ob der denn wieder stattfindet? Ja klar, Termine gibt’s auf Weihnachten hier und auf der
Website
, denn wir haben ja daraus gelernt, vor allem eines: Auf K2s verzichten, damit der Eine nicht den Anderen frisst.
Ach ja, ums Film-Klischee zu erfüllen, brachten wir unseren Teilnehmern zum Abschied (und Marks Geburtstag) Cannolli mit, ein absolutes Muss, und geschmeckt hat’s auch!
Also wie ihr seht: Plancha-Grillen ist vielseitig, abwechslungsreich und spannend. Mehr als nur eine hohle Marketingphrase.
Mona Leone, Plancha-Botschafterin
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#planchaqueen
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