Von Ursache & Ergebnis
- von Mona Leone
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- 26 Feb., 2018
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Heute geht’s um Globale versus Lokale: Was Dir warum woanders gefällt, und wie Du’s ehrlich gesagt bei Dir lieber hast. …Weiterlesen →
Heute geht’s um Globale versus Lokale: Was Dir warum woanders gefällt, und wie Du’s ehrlich gesagt bei Dir lieber hast. Und warum. Und darum, dass Dein Denkergebnis zum besseren Plancha-Genuss führen wird.
Ging’s euch auch so: Praktikum mit 14, Berufsberatung mit 15, und mit 16 solltest Du schon wissen, was mal aus dir werden soll? Bei mir war das so. Mit 14 hatte ich nur Jungs im Kopf und schon immer praktisch orientiert, machte ich meins also im Kreiswehrersatzamt, denn da mussten ja alle Jungs hin – im passenden Alter und aus meinem Einzugsbereich. Soviel Zielorientierung (mit 14!) – peinlich… Es ging ähnlich aussichtslos weiter: Beim Berufsberater bekam ich den Schnabel wie immer nicht zu, Mathe eine Eins, päng die wenig kreative Empfehlung: Bankkauffrau. Eine Bewerbung geschrieben und ich bekam den Platz. In den Jahren danach hatte ich genug Zeit, mich dafür zu schimpfen, dass ich immer gleich los renne.
Älter werden ist ja was Schönes. Endlich blickt man ein paar Sachen; Zusammenhänge. Wie doof man war…
Vor 15 Jahren oder so habe ich mal einen Kurs in Lokalisierung gemacht: Lokale Referenzen einzubauen, damit sich der Angesprochene „Zuhause“ fühlt. In der Übersetzungswelt ist das sehr EDV-lastig, fand ich deshalb nicht so spannend, und obwohl ich damals einer von total wenigen zertifizierten Lokalisierungsexperten weltweit war, kapierte ich das ehrlich gesagt nicht so richtig.
Jetzt sind 15 Jahre ja eine Menge Zeit und da denkt man zum Glück eine Menge: Wenn meine Mutter beim Grenzübertritt nach Italien unsere italienischen Pässe zuoberst legte, damit der Zöllner denkt „aha, die gehören zu uns“, und uns nicht anhält. Auf dem Rückweg unsere deutschen (da binational), damit sich der Deutsche in uns wieder erkennt aus demselben Grund – totale Lokalisierung, „dazu gehören“, Gruppenverhalten, Neigungen und Tendenzen Anderer für sich nutzen – ja, meine Mutter mischte da in der Lokalisierungsbewegung ganz vorne mit.
Lokalisierung ist sozusagen das Gegenteil von Globalisierung; damit war die Welt die Jahre viel stärker beschäftigt. Alles sollte von allen verstanden werden, so wenig lokale Referenzen einbauen wie möglich, damit sich jeder angesprochen fühlt. Auch da fällt mir wieder meine Mutter ein: „Wer alles will, kriegt am Schluss nichts“. Stimmt, wer überall dazu gehören will, gehört am Ende nirgends dazu. Im übertragenen Sinne sind das die Gelegenheiten, bei denen andere zu Besuch/Partys/Events eingeladen werden und wir nicht, denn bei uns geht man davon aus, dass wir sowieso nicht da sind.
Globalisierung ist der Kein-Ort, und Lokalisierung ist das Hier. Übersetzt: Das eine ist der
Online-Shop
, das andere der Händler vor Ort. Das eine nervt mich (in der Administration & Legislative),
die Händler liebe ich.
Wir reisen ja ständig (ich wollte Stewardess werden, aber dafür war ich noch zu jung), aber was auch immer ich plane, ändert sich dauernd, gepriesen sei die Flexibilität. Da noch den Überblick zu behalten, ist schon für uns schwer, und selbst meine Kinder oder Eltern haben längst aufgegeben, da noch eine Spur verfolgen zu wollen. Spion oder Verbrecher wäre da passend in der Berufswahl gewesen.
Wobei ich viel lieber Architekt geworden wäre. Glasgow bauen wir schon seit 3 Jahren um und nachdem die paar Quadratmeter in Deutschland auch gerade erneuert sind, geht’s in Sizilien weiter. Wäre ich Architekt, ließen sich bestimmt noch schönere Orte kreieren, aber ehrlich gesagt wäre Spediteur weit sinnvoller gewesen, denn ich schleppe ja ständig irgendwas von A nach B. Und ich habe mir längst geschworen, dass ich im nächsten Leben mit Federn handle; Planchas sind einfach zu schwer!
Derzeit bin ich mit Re-Import beschäftigt. Die schottische Wolldecke geht zurück nach Glasgow und die sizilianischen Töpfereien fahre ich nächsten Monat wieder runter. Alles Ergebnisse von zu viel Reisen: Anfangs nimmt man noch Mitbringsel mit, aber mit der Zeit ist es einfach schön, dass etwas da ist, wo man es erwartet. Mitbringsel sind so betrachtet Globalisierung und etwas am Ort lassen, Lokalisierung. Hat also etwas mit Erwartungshaltung zu tun.
Was ich damit sagen will? Im nächsten Leben werde ich Klempner. Auf jeden Fall Handwerker. Denn das ist ein globales Problem: Gute Handwerker in akzeptabler Zeit – Goldstaub. In Deutschland bekomme ich seit über 5 Jahren keinen Elektriker ins Haus, der mir einen Lichtschalter einbaut. Hier in Glasgow sind schon 7 Klempner beim Anblick der Geberit-Spülung davon gerannt: Mit schwebendem Klo? Das kann nicht funktionieren und wenn das eine Frau sagt, schon gleich zweimal nicht. Deswegen werde ich im nächsten Leben trotzdem kein Mann.
Mit den Hotels und so denkt ja immer jeder, dass das voll toll sei. Ist es aber nicht. Klar, motzen auf hohem Niveau, aber mir ist klar, dass ich kein Frühstück mehr bekomme, wenn ich gleich den Blog hier fertig geschrieben habe. Ach wäre ich doch nur Zuhaus‘… die Sehnsucht nach der Lokale…
Huch, und da kommt gerade eine Rezeptbuchbestellung rein! Ich liebe es, am Laptop zu arbeiten, völlig ortsunabhängig, am Arsch der Welt. Ich könnte auf dem Mond sitzen, schon genial. …Wenn’s da Internet hätte…immer diese Bedingungen. …gleich kommt der Maler und malt’s mir… scheiß-Rennovierungsarbeiten… Aber Deutsch sollte der schon sein… Päng – wieder diese Lokale, ich bin halt einfach Deutsch. Was mich wieder zu den Rezeptbüchern bringt, denn warum kommt es denn so gut bei uns an? WEIL ich in den deutschen Geschmacksraum übertragen habe. WEIL wir nicht mit Produkten arbeiten, die schwer zu finden sind. WEIL ich lokalisiert habe.
Herrlich, so ein Montagmorgen. Wenn man die Gedanken einfach so schweifen lassen kann. Aber jetzt ist Schluss, gearbeitet wird, aber was ich eigentlich heute mit euch teilen wollte: „Was das Hänschen nicht kann, kann der Hans nimmermehr“ und im umgekehrten Sinne: Wie man früher schon tickte, so tickt man heute immer noch. Man hat’s damals vielleicht noch nicht geblickt, aber an sich war es schon immer so: Mich fasziniert das Spiel von Globale und Lokale. Ich blick’s langsam besser, erkenne die jeweiligen Vor- und Nachteile an, und mich in diesem Raum von Hier und Da zu bewegen, fiel mir schon immer leicht, aber jetzt ist’s bewusster. Und egal, wie oft es mich ärgert, ich lebe an sich genau das, was ich schon immer wollte. An meinem Denken hat sich auch nichts geändert. Schlussfolglich werde ich in den nächsten Jahren nur dasselbe weiter verfolgen, dem Grundrezept der Menschheit auf der Spur.
Wenn ich Dich dazu anregen konnte, dass Du dich kurz fragst, wie Du zu Mitbringseln stehst; ob es dir nicht doch ganz recht ist, dass Du weißt, wie’s bei dir funktioniert; dass Du eigentlich samt Nachteile genau das lebst, wie Du schon immer dachtest, tja, dann hat es sich gelohnt. Denn dann bist Du einen Schritt näher zum Plancha-Gedanken, wie ich ihn kommunizieren möchte: Bringt doch alles nichts zu wissen, wie man’s dort macht; wichtig ist doch, wie Du’s für Dich haben willst!
Bis bald Eure,
Mona Leone, Plancha-Botschafterin
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